Bei einer Informationsveranstaltung der Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn und Holger Ortel (SPD) in Hoopte waren die Gegner der geplanten neuen Fahrrinnenanpassung in der großen Mehrheit.

Es herrschte Entschiedenheit und Einmütigkeit unter den rund 100 Gästen im Hofcafé Löscher in Winsen-Hoopte am vergangenen Donnerstag. Die SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn (Buchholz) und Holger Ortel (Delmenhorst/Wesermarsch) hatten zur Diskussion zum Thema Klimawandel und Küstenschutz Elbvertiefung und Deichsicherheit geladen. Mit Aussicht auf die an diesem Abend friedlich vorbei fließende Elbe bekräftigten sowohl Podium als auch Zuhörer: Wir wollen keine weitere Elbvertiefung. Holger Ortel und Monika Griefahn kamen in ihren Ausführungen zügig auf die Alternative zu einer erneuten Fahrrinnenanpassung in der Elbe zu sprechen: den Ausbau des Tiefwasserhafens Wilhelmshaven. Die 230 Millionen Euro, die eine neue Elbvertiefung kosten würde, sei in Wilhelmshaven besser angelegt. Dort muss größer und schneller ausgebaut werden, sagte Ortel. Eine Elbvertiefung hingegen sei rutschmeten Geld.Hauptkritikpunkt der beiden Parlamentarier war, dass der durch den Klimawandel zu erwartende Anstieg des Meeresspiegels bei den bisherigen Planungen nicht genügend berücksichtige wurde. Die Deichsicherheit sei derzeit nicht gewährleistet, so Griefahn, die Gefahr für Elbanwohner bei einer Sturmflut oder bei Hochwasser zu groß. Davon abgesehen stoße Hamburg früher oder später wegen des Elbtunnels an seine Grenzen und könne spätestens die nächste Generation Containerschiffe ohnehin nicht mehr empfangen.

Ortel, aber auch die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Uwe Harden und Brigitte Somfleth, vermuteten, dass das Land Niedersachsen bis zur Landtagswahl im Januar 2008 eine zögerliche Haltung zur Elbvertiefung einnehmen werde, um im Falle eines Sieges einer weiteren Fahrrinnenanpassung doch nachzugeben. Somfleth zitierte die Landesregierung aus einer Antwort auf eine Anfrage des NABU. Darin hielt die Landesregierung die Elbvertiefung für eine Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum in Niedersachsen. Somfleth sagte, es seien noch nicht einmal die Auswirkungen der letzten Elbvertiefung von 1999 ausreichend erfasst und bilanziert. Jetzt schon eine neue zu planen ist unverantwortlich.

Auf dem Podium informierten auch Vertreter des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küste und Naturschutz (NLWKN) und des Deichverbandes Vogtei-Neuland. Auch Sie befürworteten das Anliegen, das vornehmlich die Stadt Hamburg vorantreibt, keineswegs uneingeschränkt. Andreas Montz vom NLWKN bemängelte unter anderem, dass in den Antragsunterlagen der morphologische Nachlauf nicht umfassend genug berechnet worden sei, dass also die Auswirkungen der geplanten Elbvertiefung auf das Fließverhalten des Wassers noch genauer und längerfristig prognostiziert werden müsse.

Ronald Oelkers vom Deichverband erklärte, dass seit der letzten Vertiefung die Deckwerke der Deiche beschädigt und Uferabbrüche festgestellt worden seien. Er glaube, dass man mit baulichen Maßnahmen die Sicherheit der Elbanrainer gewährleisten könne, zunächst aber müssten die vorhandenen Schäden repariert werden und zwar gleich so, dass die Deiche auch den nächsten, noch höheren Tidenhub aushalten können.

Aus den Meinungsäußerungen der Zuhörer in der anschließenden Diskussion sprach zumeist Sorge: Sorge um Eigentum, eigenes Leben und auch um Natur und Landwirtschaft. Es gehe auch um Lebensqualität und darum, als Anwohner der Elbe nicht immer nur auf noch höhere Deiche glotzen zu müssen. So gab es an diesem Abend keine offenen Gegenstimmen gegen das Konzept, den Tiefwasserhafen Wilhelmshaven auszubauen und gleichzeitig im Hinterland die Infrastruktur für den Abtransport der eintreffenden Waren über Straße, Schiene und auch Flüsse zu verbessern. Für den Hafen Hamburg bliebe immer noch genug zu tun.