Im Verlauf der Bürgeranhörung zur Deicherneuerung in Stöckte wurde deutlich, dass viele Stöckter Bürger diesem Vorhaben skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen. Grund dafür ist insbesondere die vorgestellte niedrigere Deichhöhe für Standarddeiche im Rahmenentwurf, darüber hinaus gibt es auch Befürchtungen, dass die Belange der Bürger, ähnlich wie bei der Planung der Gasleitung, übergangen werden und sich die Ereignisse in Stöckte wiederholen.

Die SPD versteht die Befürchtungen, die während der Bürgeranhörung geäußert wurden. „Bei der Planung der Erdgasleitung haben wir erlebt, wie Bürgerbeteiligung nicht laufen sollte, denn Einwände von besorgten Bürgern wurden nicht berücksichtigt“, erklärt Birgit Eckhoff, SPD-Ratsfrau aus Stöckte. Für die SPD sei es daher absolut verständlich, dass nun die Befürchtungen vorhanden sind, es würde beim Neubau des Stöckter Deiches einen ähnlichen Verlauf nehmen. SPD-Bürgermeisterkandidat Dr. Dieter Bender erläutert dazu: „Bürgerbeteiligung bedeutet für mich aber nicht, Projekte zu verhindern, sondern vor allem den vorhandenen Sachverstand besser auszunutzen und das Notwendige mit den berechtigten Wünschen der Bürger vor Ort in Einklang zu bringen. Niemand kennt die Lage dort so gut wie die Anwohner selbst.“ Deswegen möchte Dr. Bender die Anwohner in einem offenen Dialog so früh wie möglich an der Planung beteiligen. Im Fall des Stöckter Deiches sei dafür noch ausreichend Zeit – die Planungen werden frühestens 2013 beginnen.

Die Befürchtungen in der Bevölkerung, der neue Deich könne aufgrund seiner niedrigeren Höhe nicht sicher sein, können die Sozialdemokraten ebenfalls emotional nachvollziehen. SPD-Ratsmitglied Heinrich Schröder ist allerdings überzeugt, dass der mögliche neue Deich u. U. zwar niedriger werden könnte, aber auch sicherer sei: „Ich verstehe die Stöckter ja, denn es klingt in der Tat merkwürdig, dass so mehr Sicherheit vorhanden sein soll. Wichtig ist dabei aber, dass der neue Deich deutlich standfester wird.“ Diese verbesserte Standfestigkeit werde notwendig, da der Deich durch das Ilmenausperrwerk in Zukunft nicht von hohen Wasserständen der Elbe bedroht werde, sondern von lang anstehendem Stauwasser der Elbzuflüsse, wenn aufgrund der Hochwasserlage der Elbe das Sperrwerk über mehrere Tidenperioden nicht geöffnet werden könne. Diesen Anforderungen könne der alte Sanddeich nicht mehr gerecht werden.

Birgit Eckhoff weist noch auf einen anderen Aspekt hin: „Für die Stöckter hat der Deich nicht nur eine technische Schutzfunktion zu erfüllen, sondern er ist auch kulturell wichtig als Kernbestandteil unseres Dorfes. Darüber hinaus ist er für die Winsener ein beliebtes Naherholungsgebiet.“ Diese Funktion müsse nach Ansicht der SPD auch bei einer Erneuerung oder Ertüchtigung erhalten bleiben. Bei der Erneuerung müsse aber auch ein weiterer Aspekt berücksichtigt werden: „Für den Stöckter Deich gilt das Niedersächsische Denkmalschutzgesetz. Dabei handelt es sich um das Verzeichnis der Kulturdenkmale, nach dem für alle Veränderungen, wie Sandabtrag usw., eine denkmalrechtliche Genehmigung vorliegen muss“, so Eckhoff abschließend.

Damit die Planung und die Umsetzung dann auf jeden Fall bürgerorientiert verlaufen wird, fordert die SPD für die gesamte Planung eine starke Einbindung der Bürger; denn eines zeigte die Bürgerversammlung in Stöckte auch: Zwischen den Interessen der Anwohner, den Positionen des NLWKN und des Deichverbandes gibt es große Schnittmengen! Und von diesen Schnittmengen kommend, ist die Planung und Umsetzung der Deichertüchtigung vorzunehmen.