Das schnelle Internet in Deutschland und die Breitbandversorgung speziell im Landkreis Harburg waren jetzt das Thema einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion, zu der die Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn in den Winsener Marstall eingeladen hatte. Klar wurde, dass eine Menge dazu gehört, schnelles Internet flächendeckend zu gewährleisten. Klar wurde auch, dass es den Willen und die Bereitschaft dazu gibt.

Schnelle Internetverbindungen werden immer wichtiger für Geschäftskunden wie auch für Privatleute. Das Internet hat alle Lebensbereiche erobert: Wirtschaft, Verwaltung, Gesundheits- und Bildungswesen, Einkäufe, Spiele und Unterhaltung.

Als besonders wichtig hob Monika Griefahn die Bedeutung schneller Verbindungen für Unternehmen hervor. Firmen seien auf optimalen Datenfluss angewiesen und würden sich nicht in unterversorgten Gebieten niederlassen. Sie habe von Unternehmen erfahren, die aufgrund mangelnder Versorgung planten, sich wieder im Ballungsraum anzusiedeln. Das bestätigten auch die anwesenden Kommunalvertreter.

Zahlen der Deutschen Telekom belegen, dass die Breitbandabdeckung im Landkreis Harburg nicht optimal ist: Eine Verfügbarkeit von 384 Kilobit/Sekunde (KBit) haben 94,3 Prozent der Haushalte, bei einem Megabit/Sekunde (MBit) sind es noch 87,9 Prozent, bei zwei MBit noch 79,1 Prozent. Zur Veranschaulichung ein Richtwert: Eine Datei von einem Megabit aus dem Internet zu laden, zum Beispiel ein Foto, würde bei einer Geschwindigkeit von 384 KBit etwa 25 Sekunden dauern, bei einer Geschwindigkeit von zwei Mbit etwas mehr als vier Sekunden.

Bei drei MBit beträgt die Verfügbarkeit im Landkreis Harburg noch 72,5 Prozent. Bei sechs MBit sind es nur noch 44,7 Prozent, und bei 6,3 bis 16 MBit sind es 44,2 Prozent.

Im Landkreis Harburg ist eine Bandbreite von sechs MBit an aufwärts gar nicht verfügbar in den Orten Asendorf, Brackel, Dohren, Drestedt, Eyendorf, Garlstorf, Gödenstorf, Regesbostel, Toppenstedt und Vierhöfen. Die Bandbreite von sechs MBit ist nur marginal verfügbar in Halvesbostel (3,7 Prozent), Handeloh (0,9 Prozent), Kakenstorf (2,9 Prozent), Tespe (1,3 Prozent), Wenzendorf (8,7 Prozent) und Wistedt (1,1 Prozent).

Besonders schwierig ist die Situation in Vierhöfen, dort erhalten nur 5,4 Prozent eine Bandbreite von einem MBit, und in Regesbostel (25,7 Prozent erhalten einem MBit oder höher). Auch in vielen anderen Städten und Gemeinden gibt es noch erhebliche Versorgungslücken.

Über den Weg zu einer besseren Versorgung diskutierten Monika Griefahn und die Experten mit den Gästen. Jürgen Schneider, DSL-Beauftragter Region Nord der Telekom, machte deutlich: „Die Telekom investiert nur dort, wo sich eine Investition auch rechnet.“ Dies gelte auch für andere Anbieter.

Für die SPD-Bundestagsfraktion war Martin Dörmann zu Gast. Als Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie und des Unterausschusses Neue Medien konnte er den heutigen Stand der Breitbandversorgung in Deutschland detailliert darstellen. Zwar sei nach der Definition ein Internetzugang ab 128 Kilobit/Sekunde ein Breitbandanschluss; die Bundesregierung habe aber in ihrer Breitbandstrategie den Mindeststandard auf ein Megabit/Sekunde festgelegt. Es sei auch das Ziel der SPD-Bundestagsfraktion, bis Ende 2010 flächendeckend leistungsfähige Breitbandanschlüsse von einem MBit pro Sekunde zur Verfügung zu stellen – und dann weiter an noch höheren Übertragungsraten zu arbeiten. Dörmann: „Dieses ehrgeizige Ziel kann man als Steuerzahler nicht alleine finanzieren, da müssen die Unternehmen mit ran. Rund 20 bis 50 Milliarden Euro wird das kosten.“

Zur Strategie des Bundes zum Breitbandausbau erläuterte Martin Dörmann, dass beim Infrastrukturausbau Synergien genutzt werden sollten, so zum Beispiel durch die bedarfsorientierte Mitverlegung von Leerrohren für die spätere Verlegung von Glasfaserkabeln, den gemeinsamen Aufbau von Infrastrukturen in den Kommunen und weitere Maßnahmen wie frei werdende Fernsehfrequenzen.

Glasfaserkabel wurden als eines der wichtigsten Elemente in der Breitbandversorgung der Zukunft genannt. Alle Beteiligten stimmten Monika Griefahn denn auch zu, die zusammenfasste: „Die Zukunft heißt Glasfaser.“ Mit Glasfaserkabeln seien, anders als beim Kupferkabel, erheblich höhere Bandbreiten von zehn MBit bis zu einem GigaBit erzielbar. Auch sei die Signalqualität über längere Distanzen viel besser. Der Nachteil seien allerdings sehr hohe Investitionskosten, denn Glasfaserkabel müssten fast überall erst neu verlegt werden. Monika Griefahn machte auch noch einen Umweltaspekt der Glasfasertechnik deutlich: „Auf einem Kilometer Kabel braucht man nur ein Kilo Glasfaser im Vergleich zu 30 Kilo Kupfer, und wir brauchen den knappen Rohstoff Kupfer noch für andere Zwecke.“

Thorsten Heinze, Bereichsleiter Service des Landkreises Harburg, stellte einige ausgewählte Ergebnisse der Breitbandumfrage des Landkreises Harburg vor und sagte, es sei erklärter Wille auch des Landkreises, Lücken zu schließen: „Breitbandausbau ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, ist Grundversorgung und Daseinsvorsorge. Das Verständnis muss wachsen, dass die digitale Autobahn wie eine reale Autobahn mit einem Bagger begonnen wird – also auch Geld kostet.“ Der Landkreis versuche Landeszuschüsse zu erhalten.

Jan Bauer von den Stadtwerken Buchholz erklärte zur Kooperation von Stadtwerken und Kommunen mit Telekommunikationsunternehmen, dass man gemeinsam versuchen müsse, die weißen Flecken in grüne Flecken umzuwandeln. „Ob mit oder ohne Konjunkturpaket: Wir müssen einfach anfangen“, mahnte er eindringlich.

Auf dem Bild (v. l. n. r.): Thorsten Heinze (Bereichsleiter Service Landkreis Harburg), Martin Dörmann (Bundestagsabgeordneter), die örtliche Abgeordnete Monika Griefahn und Jürgen Schneider, DSL-Beauftragter Region Nord der Telekom.